Deutschlandradio: Sanierung des Funkhauses in Köln deutlich teurer - epd medien

02.01.2024 09:13

Das Funkhaus Köln ist der Sendestandort für die zwei bundesweiten Hörfunkprogramme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova.

Köln (epd). Beim Deutschlandradio wird die Sanierung des Funkhauses in Köln deutlich teurer als erwartet. Die Kosten erhöhen sich um 100,1 Millionen Euro, wie es im Entwurf des 24. Berichts der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) heißt, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.

Auf Basis von Zahlen des Deutschlandradios beziffert die KEF die gesamten Sanierungskosten am Kölner Funkhaus bis 2036 auf insgesamt 288,7 Millionen Euro. Im Jahr 2019 hatte das Deutschlandradio auf Basis eines damaligen Sanierungskonzepts mit Ausgaben von insgesamt 188,6 Millionen Euro für die Arbeiten kalkuliert, die 2034 und damit zwei Jahre früher abgeschlossen werden sollten. Die nun insgesamt angesetzten Sanierungskosten von knapp 289 Millionen Euro entsprechen dem Budget der Hörfunkanstalt im Jahr 2023.

Deutschlandradio bestätigt Verteuerung

Die KEF sieht die Kostensteigerungen bei den Sanierungsmaßnahmen am Funkhaus Köln "äußerst kritisch", wie sie in ihrem Berichtsentwurf weiter schreibt. Der Bericht in der endgültigen Fassung soll im Februar 2024 veröffentlicht werden. Kernaussage des Berichtsentwurfs ist, dass der Rundfunkbeitrag zum 1. Januar 2025 um 58 Cent auf dann 18,94 Euro pro Monat angehoben werden soll. Das wurde Mitte November bekannt.

Die Verteuerung der Sanierung am Kölner Funkhaus, das 1979 in Betrieb genommen wurde, bestätigte das Deutschlandradio am 18. Dezember dem epd. Für den Kostenanstieg gebe es mehrere Gründe. Seit 2019 hätten sich die Preise für Bauleistungen teilweise oberhalb der ohnehin schon sehr hohen allgemeinen Inflationsrate erhöht. Außerdem gebe es Lieferengpässe für Materialien als Folgewirkungen des Ukraine-Kriegs. Die Energieeffizienz habe heute auch durch geänderte Gesetzesvorschriften eine höhere Bedeutung. Änderungen habe es ferner bei den bisherigen Planungen zur Schadstoffsanierung gegeben.

Darüber hinaus laufe seit dem Jahr 2022 eine Denkmalwertprüfung für das Kölner Funkhaus, so das Deutschlandradio: Diese Prüfung werde "deutlichen Einfluss auf unser Projekt in Köln haben, da die erwartete Unterschutzstellung bauliche und technische Implikationen haben wird".

Veränderungen durch Homeoffice

Es sei angekündigt worden, "dass Teile des Kölner Hauses unter Denkmalschutz gestellt werden sollen". Ferner gebe es Veränderungen bei der Arbeitsplatzgestaltung, etwa durch vermehrte Nutzung von Homeoffice. All diese Punkte seien gutachterlich bei der Berechnung der Sanierungskosten berücksichtigt und in die Anmeldung bei der KEF eingeflossen, erklärte das Deutschlandradio. Ende April mussten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihre Finanzanmeldungen für die neue Beitragsperiode ab 2025 bei der KEF einreichen.

Das Vorhaben zur Sanierung des Kölner Funkhauses befindet sich laut dem Deutschlandradio in der Projektinitiierung, die Anfang 2024 abgeschlossen sein solle. Verschiedene Maßnahmen aus dem Sanierungskonzept seien aber bereits vorgezogen und umgesetzt worden oder würden vorbereitet, um "die Betriebs- und Standsicherheit des Gebäudes zu gewährleisten". Dazu gehörten etwa die Sanierung der Betonstützen im Parkdeck und Sanierungen im Kammermusiksaal und den angrenzenden Studios.

Sanierungsarbeiten laufen außerdem am Berliner Standort des Deutschlandradios, zu dem insgesamt vier Gebäudeteile gehören, von denen drei unter Denkmalschutz stehen. Dort schlagen nach Angaben der KEF die Sanierungskosten bis zum Jahr 2036 mit 67,6 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt werden sich damit die Ausgaben für die Sanierung der Deutschlandradio-Funkhäuser auf 356,3 Millionen Euro belaufen. Die KEF geht aber davon aus, "dass mit weiteren Kostensteigerungen gerechnet werden muss". Nach Einschätzung der Kommission sei eine signifikante Kostenreduzierung, die über Wirtschaftlichkeitseffekte hinausgeht, ohne staatsvertragliche Änderung zu den Standorten nicht zu erreichen.

zitat: "Untrennbar mit der Gründungsgeschichte von Deutschlandradio verbunden"

Per Staatsvertrag haben die Bundesländer festgelegt, dass das 1994 geschaffene Deutschlandradio seinen Sitz in Köln und Berlin hat. Beide Standorte seien "untrennbar mit der Gründungsgeschichte von Deutschlandradio und somit auch der deutschen Einheit verbunden, in deren Folge Radioprogramme aus Ost und West in der Körperschaft Deutschlandradio fusionierten", teilte die Sendeanstalt dem epd mit. Die regionale und gesellschaftliche Verankerung im Westen und Osten Deutschlands stellten "einen wesentlichen Vorteil für die Umsetzung des gesetzlich vorgegebenen Programmauftrags" dar. Nach der Gründung von Deutschlandradio seien "Doppelstrukturen in den beiden Funkhäusern abgebaut" worden. Mittlerweile arbeiteten "alle Bereiche auch dank der Möglichkeiten der Digitalisierung standortübergreifend". Die Funkhäuser in Köln und Berlin erfüllten "nicht nur einen funktionalen Zweck als Büro- und Studioflächen", sie seien "auch architekturgeschichtlich relevant und mit der deutsch-deutschen Geschichte und der Rundfunkhistorie in Deutschland eng verknüpft", so das Deutschlandradio.

Dem Verwaltungsrat des Deutschlandradios ist die Kostensteigerung bei der Funkhaussanierung in Köln um 100 Millionen Euro seit Juni bekannt. Darüber sei der Verwaltungsrat damals informiert worden, erklärte der Deutschlandradio-Verwaltungsratsvorsitzende Tom Buhrow auf epd-Nachfrage. Der Verwaltungsrat habe "die Kostensteigerung in der Sitzung am 6. Juni 2023 kritisch hinterfragt", sagte Buhrow, der auch Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ist. Der Verwaltungsrat werde "im weiteren Verlauf des Großprojektes regelmäßig informiert und für die einzelnen Teilprojekte um Zustimmung gebeten". Dem zwölfköpfigen Verwaltungsrat des Deutschlandradios gehören je drei Vertreter von ARD und ZDF, zwei Sachverständige sowie drei Länder- und ein Bundesvertreter an.

vnn



Zuerst veröffentlicht 02.01.2024 10:13 Letzte Änderung: 02.01.2024 15:29