Grimme-Preise für Disney+, die "Maus" und Journalistin Willinger - epd medien

14.03.2024 09:00

Der Ukraine-Krieg, sexualisierte Gewalt, Rassismus und die deutsche Geschichte sind Themen bei der Vergabe der Grimme-Preise 2024. Außerdem setzten sich mit "Sam - Ein Sachse" und "Die drei!!!" zwei von drei erstmals nominierten Formaten des Streamingdienstes Disney+ durch.

Szenenbild aus der deutschen Disney-Serie "Sam - Ein Sachse"

Marl (epd). Zwei deutsche Produktionen des Streamingdienstes Disney+, die "Sendung mit der Maus" und die ARD-Korrespondentin Katharina Willinger gehören zu den Gewinnern der Grimme-Preise 2024. Insgesamt werden 14 Preise und 3 Sonderpreise vergeben, wie das Grimme-Institut am Donnerstag in Marl erklärte. Unter den ausgezeichneten Formaten sind Themen wie der Ukraine-Krieg, sexualisierte Gewalt, Rassismus und die deutsche Geschichte.

Die in der Kategorie Fiktion ausgezeichnete Serie "Sam - Ein Sachse" (Disney+) über einen afrodeutschen Polizisten im Dresden der Wendezeit wechsele geschmeidig zwischen den Genres Wende-Drama, Familienpsychogramm, Rassismusstudie und Gangsterthriller, lobte die Jury. Damit war Disney gleich mit der ersten für den deutschen Markt produzierten Serie im Grimme-Wettbewerb erfolgreich. Einen Spezial-Preis gewann Disney+ zudem in der Kategorie Kinder & Jugend für die Ensembleleistung der Hauptdarstellerinnen in der Serie "Die drei !!!".

Zwei Preise für "Nicht, was uns passiert"

Gleich zweimal ausgezeichnet wird der Fernsehfilm "Nichts, was uns passiert" (WDR). Neben dem Preis der Studierendenjury erhält er auch einen Grimme-Preis im Bereich Fiktion. Der Film sei ein "überaus wertvoller Beitrag zur Me-Too-Debatte", hieß es. Darin geht es um die Geschichte einer Vergewaltigung. Mit dem Film "Tamara" (ZDF) wird zudem eine Mutter-Tochter-Geschichte über deutsch-deutsche Identitäten geehrt.

Der Spezial-Preis im Wettbewerb Fiktion geht an die Serie "Haus Kummerveldt" (WDR/ZDF/Arte). In der Geschichte über das Leben einer jungen Adeligen im Deutschen Kaiserreich würden Historie, Pop und Politik auf experimentierfreudige Weise verknüpft, hieß es. Die Jury Fiktion vergab nur vier von fünf in dieser Kategorie möglichen Preisen

"Wenn die meisten Kameras weitergezogen sind"

Die Auszeichnung für die Besondere Journalistische Leistung geht an die ARD-Korrespondentin Katharina Willinger für ihre transparente und kontinuierliche Auslandsberichterstattung aus der Türkei und dem Iran. Die Jury lobte, dass Willinger auch dann noch berichte, "wenn die meisten Kameras weitergezogen sind und die Medienaufmerksamkeit längst wieder auf anderen Krisen liegt".

Mit dem Publikumspreis der Marler Gruppe und einem Preis der Grimme-Jury im Wettbewerb Information und Kultur wird der Dokumentarfilm "Drei Frauen - Ein Krieg" (RBB/WDR/Arte) ausgezeichnet. Regisseurin Luzia Schmid geht darin der Arbeit und dem Ringen um Gleichberechtigung von drei amerikanischen Journalistinnen während des Zweiten Weltkriegs nach.

Drei weitere Preise werden im Bereich Information und Kultur vergeben, dazu gehört die Trilogie "Einzeltäter" (ZDF), die die rechtsextremistisch motivierte Anschläge 2016 in München, 2019 in Halle und 2020 in Hanau beleuchtet. Zudem habe Cem Kaya mit "Songs of Gastarbeiter - Liebe, D-Mark und Tod" (WDR/RBB/Arte) einen "liebevollen wie energetischen Dokumentarfilm" über die wenig beachtete Subkultur und die Musik türkischer Einwanderinnen und Einwanderer geschaffen.

In "Ukraine - Kriegstagebuch einer Kinderärztin" (RBB/Arte) begleitet Carl Gierstorfer die Ärztin Vira bei ihrer Arbeit in einem Kinderkrankenhaus im ukrainischen Liwiw. Der Film vermittele die bisher wenig gezeigt Perspektive der Kinder im Ukraine-Krieg, erklärte die Jury.

"Bosetti Late Night" in der Unterhaltung erfolgreich

Im Bereich Kinder und Jugend erfolgreich war die "Die Sendung mit der Maus-Spezial - Marokko-Maus" (WDR). Moderatorin Siham El-Maimouni besuche darin das Heimatland ihrer Eltern und bereite Themen wie Bildung, Technologie und Geschichte des Landes kindgerecht auf, lobte die Jury. Zudem wird die Funk-Produktion "Hypeculture: Straßenslang - Wie Rap Deutschland verändert" ausgezeichnet

In der Kategorie Unterhaltung wurden nur zwei von drei möglichen Preise vergeben: Sarah Bosetti schaffe es mit "Bosetti Late Night" (ZDF/3sat), klassische Late-Night-Konzepte zu sprengen, hieß es. Ein Spezial-Preis geht an die Moderatorin Anna Dushime. In der Pilotfolge ihrer Talkshow "Der letzte Drink mit Anna Dushime" (RBB) beweise sie, dass mit Mut und Talent selbst eine schlichte Talkshow "zu einem herausragenden Fernsehereignis" werden könne.

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands geht an das Team von "heute - in Europa" (ZDF) für guten Journalismus rund um Europa seit 25 Jahren.

Die scheidende Grimme-Direktorin Frauke Gerlach betonte, die Preisträgerinnen und Preisträger würden zeigen, "was das Fernsehen in seiner Vielfalt für unterschiedlichste Zielgruppen und auf diversen Plattformen leisten kann." Nominiert waren insgesamt 64 Produktionen. Die Preise werden am 26. April im Marler Theater verliehen. Der 1964 erstmals vergebene undotierte Grimme-Preis gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis und feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum.

lwd



Zuerst veröffentlicht 14.03.2024 10:00 Letzte Änderung: 14.03.2024 14:08

Schlagworte: Auszeichnungen, Medien, Grimme, Preise, Disney, lwd, Willinger, Streaming, NEU

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