Zeitungen weiterhin führend bei Lokalberichterstattung - epd medien

10.01.2025 15:11

Eine Studie der TU Dresden zu Lokalmedien in Thüringen zeigt, dass es in den Regionen kaum Alternativen zu lokalen Tageszeitungen und Lokalsendern gibt. In den sozialen Netzwerken gibt es kaum gehaltvolle Informationen zu lokalen Themen.

Professor Lutz Hagen und TLM-Direktor Jochen Fasco bei der Präsentation der Studie zur Lokalen Vielalt

Erfurt (epd). Obwohl es in Thüringen weniger Tageszeitungen gibt, ist einer Studie zufolge weiterhin ein flächendeckendes Angebot an lokalen Informationen im Freistaat vorhanden. Allerdings sei es medienpolitisch dringend geboten, journalistische Alternativen zur Lokalzeitung zu fördern, sagte der Autor der Studie, der Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen von der Technischen Universität Dresden am Freitag in Erfurt. Derzeit seien die bestehenden Alternativangebote zu den Tageszeitungen nicht leistungsfähig genug.

Grundsätzlich sei die Mehrheit der Thüringer Bevölkerung stark an lokalen und regionalen Informationen interessiert, sagte Hagen. Um dieses Bedürfnis zu befriedigen, nutze sie eine breite Vielfalt an Medien. Dabei rangierten die klassischen Medien weiterhin klar vor den neuen Webangeboten.

Lokalpolitik bleibt den Zeitungen

Laut der Studie nutzen Teile der Bevölkerung Tageszeitungen nicht mehr als Informationsquelle. Dabei berichteten diese noch immer weitgehend exklusiv über die lokalpolitischen Themen, sagte Hagen. Öffentliche Gruppen oder Profile in den sozialen Medien lieferten dagegen im Untersuchungszeitraum der Studie kaum gehaltvolle Informationen zur politischen Meinungsbildung. Die Studie wurde im Auftrag der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) in der Woche nach den Kommunalwahlen zwischen dem 27. Mai und dem 2. Juni 2024 durchgeführt.

Sogenannte Nachrichtenwüsten gibt es laut der Studie in Thüringen bislang nicht. Allerdings gebe es in den meisten Städten und Landkreisen nur noch eine Lokalausgabe. Es gebe zwar digitale Formate wie Blogs oder Web-Portale zu Lokalthemen, die von Privatleuten oder Unternehmen angeboten würden, aber diese seien sehr ungleich verteilt: In manchen Städten und Kreisen fehlten solche Angebote völlig, in anderen gebe es bis zu 16.

Für den Zugang zu lokalen Angeboten spielen der Studie zufolge digitale Geräte inzwischen eine wichtige Rolle, auch wenn es um Zeitungen, Fernsehen und Radio geht. Die Vielfalt, Qualität, Relevanz und Kontinuität von Bürgerportalen und Digitalangeboten lassen nach Einschätzung der Wissenschaftler jedoch zu wünschen übrig. Es gebe eine hohe Dynamik, große Intransparenz sowie eine insgesamt geringe Sichtbarkeit von Politik.

Entscheidende Bedeutung

Als relevante Regionalmedien bezog der Kommunikationswissenschaftler auch Angebote in die Untersuchung mit ein, die aktuell und regelmäßig für die Öffentlichkeit berichten. Unabdingbar seien Bezüge zur Lokalpolitik und kontroversen Themen in den jeweiligen Regionen, sagte er. Die Bandbreite reiche in Thüringen von landesweiten TV- und Radioprogrammen über Printprodukte bis hin zu offenen Facebook-Gruppen.

Für TLM-Direktor Jochen Fasco sind Social-Media-Profile, Online-Portale und kommunale Amtsblätter weiterhin kein Ersatz für die Lokalberichterstattung in Zeitungen und Rundfunk. Lokale Medien seien für die Meinungsbildung in der Demokratie von entscheidender Bedeutung. Die Erhaltung und Förderung unabhängiger lokaler Qualitätsmedien habe daher oberste Priorität.

Ein Kostenfaktor

Derzeit größtes Problem für den seriösen Journalismus in Thüringen sind laut Fasco die Kosten. Anbieter aus allen Mediengattungen verzeichneten weniger Einnahmen und prognostizierten das meistens auch für die kommenden Jahre. Tageszeitungen zu drucken werde zunehmend unrentabler. Seit dieser Woche verbreitet auch die in Südthüringen erscheinende Tageszeitung "Freies Wort" ihre Ausgabe am Montag nur noch digital.

Die Wissenschaftler erfassten 233 Angebote von 77 Anbietern in Thüringen. 126 Angebote stehen laut Hagen in Konkurrenz zu den Lokalzeitungen.

lob/dir



Zuerst veröffentlicht 10.01.2025 16:11

Schlagworte: Medien, Thüringen, Lokales, Journalismus, TLM, Medienforschung, Hagen, lob

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