"Washington Post": Chefredakteurin geht, Redaktion wird umgebaut - epd medien

04.06.2024 10:06

Washington (epd). Die finanziell angeschlagene US-Hauptstadtzeitung "Washington Post" kommt nicht zur Ruhe: Chefredakteurin Sally Buzbee ist von ihrem Posten zurückgetreten, wie der Verlag am 2. Juni mitteilte. Gründe für den Schritt wurden in der Pressemitteilung nicht genannt. CEO William Lewis erklärte, er habe gerne mit Buzbee gearbeitet, es habe aber nicht weitergehen können. Die 58-Jährige führte die Redaktion seit 2021.

Auf Interimsbasis soll nun der ehemalige "Wall Street Journal"-Chefredakteur Matt Murray die Leitung bei der "Post" übernehmen". Im Herbst kommt dann Robert Winnett, derzeit Vize-Chefredakteur der britischen Telegraph Media Group. Mit beiden hat Lewis bereits in früheren Funktionen zusammengearbeitet. Die "Post" gehört seit 2013 dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, einem der reichsten Menschen der Welt. Bezos ernannte Lewis Ende 2023 zum CEO.

Buzbee: Verbleib "nicht mehr möglich"

Laut der Konkurrenzzeitung "New York Times" teilte Buzbee den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit, sie sei "an einem Punkt angekommen", wo Verbleiben auf ihrem Posten "nicht möglich war". Offenbar hängt der Rücktritt mit Neuerungen in der Redaktionsstruktur zusammen.

Die "Post" gab bekannt, sie führe in der Redaktion eine separate Abteilung für eine Zielgruppe ein, die Nachrichten anders konsumiere und anders für Nachrichten bezahlen wolle. Diese Abteilung, die ab Herbst von Matt Murray geleitet werden soll, konzentriere sich auf "Service-Journalismus" sowie auf soziale Medien und Videobeiträge. Man werde Künstliche Intelligenz zu Hilfe nehmen.

zitat: Leute lesen Euer Zeug nicht

Wie die Zeitung berichtete, sprach Lewis am 3. Juni zur Belegschaft und erklärte, die "Post" brauche einen Neuanfang. "Wir verlieren riesige Summen", sagte der CEO. "Eure Leserschaft hat sich in den letzten Jahren halbiert. Leute lesen Euer Zeug nicht." Die Gewerkschaft "Washington Post Guild" kritisierte, Lewis mache Journalisten und nicht "Missmanagement der Führung" für die finanziellen Probleme verantwortlich.

Im Mai hatte die "Post" berichtet, dass das Unternehmen im Laufe des vergangenen Jahres rote Zahlen in Höhe von minus 77 Millionen Dollar geschrieben habe. Im Oktober 2023 hatte die damalige Interims-Geschäftsführerin Patty Stonesifer bekanntgegeben, dass rund 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen müssten.

ege



Zuerst veröffentlicht 04.06.2024 12:06 Letzte Änderung: 04.06.2024 12:12

Schlagworte: Medien, Presse, USA, Washington Post, Buzbee, Lewis, Murray, Winnett, ege, NEU

zur Startseite von epd medien