23.02.2024 11:27
Köln (epd). Der WDR-Rundfunkrat will im April über den Ausschreibungstext für die Suche nach einer neuen Intendantin oder einem neuen Intendanten entscheiden. Anschließend solle der Text auf ausgewählten überregionalen Medienportalen veröffentlicht werden, kündigte Corinna Blümel, die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, in der Rundfunkratssitzung am 22. Februar in Köln an.
Intendant Tom Buhrow hatte im Dezember angekündigt, dass er Ende des Jahres vorzeitig aus dem Amt ausscheiden will. Der Rundfunkrat wird den neuen Intendanten oder die neue Intendantin in seiner Sitzung am 27. Juni wählen. Blümel sagte, die aus dem erweiterten Präsidium bestehende Findungskommission habe sich zuletzt mit dem Personalrat des WDR über den Entwurf des Ausschreibungstextes ausgetauscht. "Vieles deckte sich mit unseren eigenen Überlegungen", sagte sie.
Buhrow kritisierte vor dem Gremium die Pläne von Kulturstaatsministerin Claudia Roth für die Reform der Filmförderung. Roth hatte am 13. Februar den Referentenentwurf für die Novelle des Filmförderungsgesetzes (FFG) vorgestellt. Buhrow sagte, aus Sicht der ARD seien die Pläne "durchwachsen". Insbesondere die geplante Investitionsverpflichtung sei ein Eingriff in die Rundfunkfreiheit und in die Programmautonomie. Der Intendant erklärte, die Pläne seien widersprüchlich: "Einerseits sollen wir als öffentlich-rechtliches System abspecken, auf der anderen Seite werden uns neue Aufgaben ins Pflichtenheft geschrieben."
Die geplante neue Regelung soll Fernsehsender und Streaming-Portale nach Angaben der Beauftragten für Kultur und Medien verpflichten, einen bestimmten Anteil ihres Nettoumsatzes "in die Herstellung von beziehungsweise in den Rechteerwerb in europäische audiovisuelle Werke" investieren.
WDR-Programmdirektorin Andrea Schafarczyk verteidigte in der Sitzung die Pläne der ARD, in den linearen Hörfunk-Programmen Synergien zu nutzen und damit mehr Mittel für digitale Angebote zur Verfügung zu stellen. Es handele sich nicht um eine Kürzung, sondern um "eine andere Art von Vielfalt, nämlich eine gesteuerte". Es könne nun viel zielgerichteter als zuvor nach Lücken beim Angebot für bestimmte Publikumsgruppen geschaut werden.
Die ARD plant, dass einzelne ARD-Anstalten Beiträge in einen Inhalte-Pool einstellen, die allen anderen Sendern zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wurden zu ausgewählten Themenfeldern Kompetenzzentren gegründet, die zentralisiert lineare und digitale Angebote für alle Sender produzieren sollen. Zu den bereits beschlossenen Kompetenzzentren "Klima", "Verbraucher" und "Gesundheit" beschlossen die ARD-Intendanten zuletzt weitere Kompetenzzentren zu den Themenfeldern "Wissen, Bildung und Schule", "Reisen" sowie eine Gemeinschaftsredaktion "Kochen & Kulinarik".
Als Konsequenz der digitalen Neuausrichtung will der WDR die Programmschemata seiner Hörfunkwellen WDR3 und WDR5 anpassen. Die Wellen wollten ihre Kräfte künftig auf die reichweitenstarken Tageszeiten fokussieren, sagte Corinna Blümel im Rundfunkrat. Einzelne Gremienmitglieder regten an, Formate, die aus dem linearen Programm gestrichen werden sollen, wie die WDR5-Sendung "Musikbonus", im digitalen Angebot weiter zu führen. Der WDR-Rundfunkrat verwies die geplanten Änderungen zur Beratung an den Programmausschuss.
Im nicht-öffentlichen Teil stimmte der Rundfunkrat den Darstellerverträgen der "Tatort"-Kommissare Münster zu, wie der Sender mitteilte. Auch seien Produktionsverträge für die Serie "Verlangen", zwei Ausgaben von "Frag doch mal die Maus" im Jahr 2024 und "Was kann der Mensch - Die Hirschhausen-Show 2024" sowie für die Kölner "Tatort"-Episode "Der Turm" genehmigt worden. Der Rundfunkrat muss laut WDR-Gesetz beim Abschluss von Programm-Verträgen beteiligt werden, wenn der Wert zwei Millionen Euro übersteigt. Eine Ausgabe der Show "Frag doch mal die Maus" kostet nach Recherchen des epd 1,5 Millionen Euro.
tgr
Zuerst veröffentlicht 23.02.2024 12:27
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Aufsicht, WDR
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