Kölner Schriftsteller und Hörspielautor Jürgen Becker gestorben - epd medien

11.11.2024 15:44

Der Schriftsteller Jürgen Becker 2022 bei einem Empfang im Kölner Rathaus

Köln (epd). Der Lyriker und Hörspielautor Jürgen Becker ist tot. Der Schriftsteller starb am 7. November im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Köln, wie eine Sprecherin des Suhrkamp Verlags dem epd mitteilte. Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue würdigte Becker am Montag als "herausragenden Akteur der deutschen Literaturlandschaft". Er habe den Deutschlandfunk durch seine Hörspielarbeit nachhaltig geprägt und "stand er für die enge Verbindung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum kulturellen Leben in Deutschland", sagte Raue.

Jürgen Becker, der 2014 für sein Lebenswerk mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, zählte zu den prägenden Autoren der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. In diesem Jahr ist sein Buch "Nachspielzeit. Sätze und Gedichte" im Suhrkamp Verlag erschienen. Die Buchvorstellung im Literaturhaus Köln Ende August musste er allerdings aus gesundheitlichen Gründen absagen, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" schrieb.

Günter-Eich-Preis für das Hörspielschaffen

Zwischen 1969 und 2024 schrieb Becker rund 30 Hörspiele, überwiegend für den WDR und Deutschlandradio. Er habe die Entwicklung des sogenannten Neuen Hörspiels geprägt, teilte Deutschlandradio mit. 2013 erhielt er für seine Radio-Arbeiten den Günter-Eich-Preis der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Sein letztes Hörspiel, "Erzählen, wie es weitergeht", sendete der Deutschlandfunk im Februar. Darin erinnert sich ein Witwer an seine verstorbene Frau und sinniert über das Vergehen der Zeit. Wie der Deutschlandfunk am Montag mitteilte, wird das Stück zur Erinnerung an Jürgen Becker am Dienstag erneut gesendet.

Der Zweite Weltkrieg und die deutsch-deutsche Trennung durch den Bau der Mauer 1961 sind wiederkehrende Themen in Beckers Werk. Nazi-Deutschland habe den Krieg "verdient und zu Recht" verloren, hatte Becker 2014 bei der Preisverleihung des Büchner-Preises gesagt. Der Gedanke, dass deutsche Worte nach 1945 auf Menschen in den Nachbarländern unerträglich wirkten, habe ihn lange irritiert. Er habe dadurch seine "sprachliche Unschuld" verloren und erkannt, "dass Sprache keine Privatsache und schon gar kein neutrales Medium ist, sobald sie öffentlichen Raum einnimmt".

Leiter der Hörspielredaktion des DLF

Becker wurde am 10. Juli 1932 in Köln geboren. Die Kriegsjahre erlebte er als Kind und Jugendlicher im thüringischen Erfurt. 1947 übersiedelte er nach Waldbröl in Westdeutschland und kehrte drei Jahre später in seine Geburtsstadt zurück. Ein Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte brach Becker ab. Nach Stationen beim Westdeutschen Rundfunk und als Lektor im Rowohlt-Verlag arbeitete er ab 1968 als freier Schriftsteller. Von 1974 bis 1993 leitete er die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks in Köln.

Beckers erste Prosawerke waren "Felder" (1964) und "Ränder" (1968), danach erschienen Lyrikbände wie "Das Ende der Landschaftsmalerei" (1974). Zu seinem Werk zählen unter anderem auch "Foxtrott im Erfurter Stadion" (1993), "Dorfrand mit Tankstelle" (2007) oder "Wie es weiterging" (2012).

lwd/dir



Zuerst veröffentlicht 11.11.2024 16:44 Letzte Änderung: 11.11.2024 16:58

Schlagworte: Literatur, Personalien, NEU

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