26.11.2024 08:37
Washington (epd). Der US-amerikanische Medien- und Technologiekonzern Comcast Corporation trennt sich von seinen Kabelsendern. Wie das Unternehmen am 20. November in Washington bekannt gab, werden unter anderem der Nachrichtensender MSNBC, der auf Wirtschaftsnachrichten spezialisierte CNBC, sowie Oxygen, E!, SYFY und Golf Channel in ein neues börsennotiertes Unternehmen mit dem Namen SpinCo übergehen. Bei Comcast bleiben unter anderem NBC, Telemundo und der Streamingdienst Peacock. Das Vorhaben soll binnen eines Jahres realisiert werden, hieß es. Comcast ist eine der größten Medienfirmen der Welt.
Laut der Tageszeitung "New York Times" erhält Comcast-CEO Brian Roberts einen 33-prozentigen Stimmrechtsanteil bei SpinCo. Die "Times" interpretierte die Abtrennung als Versuch, Comcast von den schwindenden wirtschaftlichen Kapazitäten des traditionellen Fernsehens zu lösen. Das Kabelfernsehen sei weiterhin "enorm profitabel", doch Kabelkanäle seien "langfristig im Niedergang". Viele Zuschauer wechselten demnach zu Streaminganbietern.
Gegenwärtig kooperieren MSNBC und der bei Comcast bleibende Fernsehsender NBC. Die Comcast-Presseerklärung sprach von einem "Übergangsabkommen", um einen nahtlosen Start von SpinCo zu ermöglichen.
Etablierte Sender verlieren zusehends ihre Vormachtstellung. Einer Studie des Pew Research Center zufolge informieren sich 21 Prozent der US-Amerikaner und 37 Prozent der Amerikaner zwischen 18 und 29 Jahren regelmäßig über Soziale Medien. Auch im Wahlkampf 2024 nutzten die Kandidaten zusehends Podcasts und Influencer, um die Wähler zu erreichen.
Bei MSNBC, beliebt bei einem liberal eingestellten Publikum, und beständiger Kritiker von Donald Trump, steht derzeit jedoch die Morgennachrichten-Talkshow "Morning Joe" in der Kritik. Wenige Tage nach Trumps Wahlsieg am 5. November reiste das Moderatorenpaar Mika Brzezinski und Joe Scarborough nach Mar-a-Lago zu einem Treffen mit Trump.
Man habe die Kommunikation zwischen dem Sender und dem designierten US-Präsidenten Trump wieder herstellen wollen, erläuterte Brzezinski. Dagegen urteilte der Medienexperte Jeff Jarvis auf dem Kurznachrichtendienst X scharf, der Besuch sei eine "ekelhafte Darbietung des Gehorsams im Voraus".
Nach der Wahl sollen die Einschaltquoten bei "Morning Joe" und MSNBC auf Sinkflug gegangen sein. Die fetten Zeiten seien bei MSNBC vorbei, hieß es im rechtslastigen "Washington Free Beacon". Die "Los Angeles Times" stellte die Situation in den Kontext des wachsenden Drucks auf Moderatorengehälter angesichts schwindender Zuschauerzahlen. Details zur Zukunft von MSNBC wurden nicht bekannt.
MSNBC wurde 1996 gegründet. Seine Programme konzentrierten sich im Laufe der Jahre zunehmend auf starke Meinungen aus dem liberalen Spektrum. Einschaltquoten blieben hinter dem politisch rechtslastigen Kabelsender Fox News zurück.
ege
Zuerst veröffentlicht 26.11.2024 09:37 Letzte Änderung: 26.11.2024 16:03
Schlagworte: Medien, USA, Fernsehen, Comcast, CNBC, MSNBC, ege, NEU
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